
In der aktuellen Folge des Burn Rate – der VC Insider Podcast kam eine spannende Hörerfrage:
Wie viel Kapital muss ein Startup eigentlich aufnehmen, um die magische Milliardenbewertung zu erreichen – also ein Unicorn zu werden?
Eine Analyse des Stanford-Professors Ilya Strebulaev liefert dazu bemerkenswerte Zahlen: Im Schnitt sind es 340 Millionen Dollar eingeworbenes Eigenkapital, im Median 250 Millionen. Die grösste Gruppe – rund 367 Unicorns – hat zwischen 200 und 300 Millionen Dollar eingesammelt.
Doch es gibt Ausreisser auf beiden Seiten: Snap oder NetSuite schafften den Sprung mit weniger als 200 Millionen, während Neuralink oder Databricks bis zu 500 Millionen benötigten.
Strebulaevs Fazit klingt ernüchternd:
„Der Weg zum Einhorn-Status hängt grundlegend von einem erfolgreichen Fundraising ab.“

Und genau hier setzt unsere Diskussion im Podcast an. Ich habe meinen Podcast Co-Host Guy gefragt: Wie viel davon ist wirklich Magie – und wie viel schlicht Mechanik? Wird man heute eher durch gutes Kapital-Marketing als durch Produktqualität zum Unicorn?
Seine Antwort war klar: Die Magie ist meistens ziemlich gut finanziert.
Was Strebulaev beschreibt, ist ein Realitätscheck: Ein Unicorn ist selten die Folge reiner Produktüberlegenheit, sondern das Ergebnis einer Serie perfekt orchestrierter Finanzierungsrunden. Fundraising ist heute ein Handwerk. Wer Story, Zahlen und Timing synchronisiert, kann die Bewertung gezielt in die Höhe treiben. Produkt und Markt sind nur die Eintrittskarte – der eigentliche Hebel liegt im Kapitalzugang und in der Fähigkeit, Wachstum zu „kaufen“. Viele Unicorns sind schlicht Fundraising-Champions.
Wenn man auf unsere Schweizer Scale-ups schaut – wie weit sind sie im Vergleich?
Die Schweiz hat herausragende Technologiequalität, aber strukturell kleinere Runden. Während ein US-Startup zwischen Series A und C locker 150–200 Millionen Dollar einsammelt, liegen Schweizer Runden oft bei 30–50 Millionen. Das verschiebt den Zeithorizont. Die Firmen in der Schweiz brauchen länger, um global sichtbar zu werden, sind dafür aber meist effizienter. Sie landen selten in der „Growth-um-jeden-Preis“-Falle.
Wenn man so will, entstehen hier eher Camels als Unicorns, ergo belastbare, kapitaldisziplinierte Scale-ups, die auch dann überleben, wenn der Markt austrocknet.
Hinzu kommt ein kultureller Unterschied: In den USA oder Israel ist das Unicorn explizites Ziel, hierzulande ist es das Produkt. Schweizer Gründerinnen und Gründer sind oft tief in Technologie und Forschung verwurzelt. Sie entwickeln exzellente Roadmaps, wie sie Technologieführer bleiben, aber weniger klare Fundraisingstrategien. In den USA oder Israel hingegen ist das Fundraising selbst Teil der Strategie, mit definierten Meilensteinen auf dem Weg zur Milliardenbewertung.
Davon könnten wir uns durchaus ein, zwei Seiten aus dem US- oder Israel-Playbook abschauen. Denn am Ende gilt: Technologiequalität ist die Basis, aber Kapitalzugang entscheidet, wer wirklich zum Unicorn wird.
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