Wann ist ein Startup ein echter VC-Case?

Diese Woche hatten wir bei Burn Rate eine spannende Hörerfrage: Was macht ein Startup eigentlich zu einem echten VC-Case? Eine scheinbar einfache Frage, die aber den Kern der Venture-Capital-Logik berührt. Denn Fonds müssen am Ende ein Vielfaches des eingesetzten Kapitals an ihre Investoren zurückzahlen. Damit dieses Modell funktioniert, braucht es Unternehmen, die nicht nur wachsen, sondern mit zusätzlichem Kapital exponentiell skalieren können – und am Ende die Chance auf einen sehr grossen Exit haben.

Zentral ist die Marktgrösse. Nur wenn der adressierbare Markt gross genug ist – im Milliardenbereich oder besser noch darüber hinaus –, entsteht die Chance auf Exits, die ein gesamtes Portfolio tragen können. VCs investieren nicht in Nischen, sondern in Modelle, die über Ländergrenzen hinweg skalierbar sind und das Potenzial haben, dreistellige Millionenumsätze zu erzielen. Eine technologische Eintrittsbarriere, die sich in weitere Märkte übertragen lässt, ist dabei ein entscheidender Hebel.

Das zweite Element ist Wachstum. Frühphasen-Startups müssen in der Regel 100 Prozent oder mehr pro Jahr wachsen, um als VC-Case zu gelten. In späteren Phasen verschiebt sich der Blick hin zur „Rule of 40“: Wachstum und Profitabilität zusammengenommen sollten mindestens 40 ergeben. Damit wird deutlich, dass es nicht nur um Geschwindigkeit geht, sondern um ein nachhaltiges Verhältnis von Wachstum und operativer Stärke.

Mindestens genauso wichtig sind die Unit Economics. Kennzahlen wie LTV/CAC oder die Payback-Periode geben Auskunft darüber, wie gesund das Geschäftsmodell wirklich ist. Wer mehr als 18 Monate braucht, um einen Kunden zurückzuzahlen, gilt als zu kapitalintensiv. Bruttomargen von 70 bis 80 Prozent, insbesondere im SaaS-Bereich, sind dagegen ein starkes Signal für Skalierbarkeit. Entscheidend ist zudem, wie hoch die Kundenbindung ausfällt: Eine Net Revenue Retention (NRR) von über 120 Prozent zeigt, dass bestehende Kunden jedes Jahr mehr Umsatz generieren – ein klarer Beweis für Produkt-Markt-Fit.

Ein weiterer Prüfstein ist die Effizienz im Kapitaleinsatz. KPIs wie die Magic Number oder die Burn Multiple verdeutlichen, wie gut ein Startup Investorenkapital in Wachstum übersetzt. Werte über 1,0 bei der Magic Number oder unter 1,5 bei der Burn Multiple signalisieren, dass jeder Dollar gezielt wirkt. Gerade in Zeiten knapperer Finanzierungsrunden hat diese Kapitaldisziplin stark an Bedeutung gewonnen.

Letztlich hängt die Definition eines VC-Cases stark von der jeweiligen Phase ab. In der frühen Seed-Phase dominieren Team, TAM und erste Signale für Produkt-Markt-Fit. In Series A und B treten Unit Economics, Retention und Effizienzkennzahlen in den Vordergrund. Spätestens ab Series C geht es um internationale Skalierung, die Rule of 40 und die Fähigkeit, Exit-Multiples zu erreichen.

Ein echter VC-Case ist somit nie das Ergebnis einer einzelnen Kennzahl. Entscheidend ist das Zusammenspiel von Marktgrösse, Wachstum, Rentabilität und Effizienz. Wer als Gründer versteht, dass Venture Capital ein Spiel auf Home Runs ist und die eigenen Zahlen konsequent daran ausrichtet, schafft die Grundlage, um Investoren nicht nur zu überzeugen, sondern gemeinsam ein Unternehmen von globaler Relevanz aufzubauen.

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